Neuigkeiten vom Schach

Nachrichten des letzten Jahres

19.09.2021

Bericht vom Viertelfinale der BPMM 2019/2021

Obwohl im Vorfeld durch einige Zu/Ab und wieder Zusagen die Aufstellung einer Mannschaft etwas erschwert wurde, konnte der Spielleiter bei der freitäglichen Vorstandssitzung, bei der die strategische Ausrichtung des Vereins für die nächste Saison festgelegt wurde, Vollzug melden. Leider erreichte den Vizepräsidenten um ca 21.30 Uhr eine krankheitsbedingte Absage, so dass der Präsident mit der ganzen Autorität seines Amtes und der ihm eigenen integren Persönlichkeit zu später Stunde noch Ersatz akquirierte. Peter erklärte sich spontan bereit (O-Ton) wenigstens das Quartett zu vervollständigen. Der Chronist, Ben und Norman machten die Mannschaft komplett. Überpünktlich konnte der Chronist am Spieltag im Spiellokal zuerst das Spitzenbrett von TSG und Altrotationer Matzel begrüßen. Peter traf kurz danach ein und stellte Matzel aber auch den Chronisten mit einem Zeitdokument (Foto) aus der privaten Vereinschronik auf die Probe. Jung und rank fast noch unschuldig wirkten die Protagonisten. Befragt nach dem Jahr (1977, Anmerkung des Verfassers), konnte ein sichtlich gerührter Matzel mit seiner Einschätzung 1976 fast treffsicher antworten. Gemeinsam gingen die Gedanken zu den seligen Mentoren Werner L. und Peter H., die unvergessen im Schachelysium und den gemeinsamen Erinnerungen weiterleben. Nicht nur im Schach sondern auch im Berufsleben selbst mit einem Bildungsauftrag ausgestattet, wandelten beide nicht immer auf den Pfaden der ungleich berühmteren Vorgänger Pestalozzi, Steiner, Fröbel, Montessori und Makarenko. Ihr pädagogischer Ansatz war eigener Art, den Grundpfeiler bildete eine Strenge neben der sich frühkindliche Militäranstalten im antiken Sparta wie Waldorfkindergärten ausnahmen. Ergänzend vielleicht auch kompensierend gesellten sich dazu Güte, Gerechtigkeit und ein großzügig, einnehmendes Wesen. Zugegeben, nicht alle waren dieser (Lebens)schule gewachsen, aber die erfolgreichen Absolventen dieses Schmelztiegels konnten im Schach als auch später im wahren Leben als K…mann geadelt durch die Gesellschaft schreiten und waren nicht den beliebigen, blassen Personenkreis der „A….figuren“ zugehörig. In Erinnerung bleibt auch das unabhängig von temporären persönlichen Verfassungen stets würdevolle, präsidiale Auftreten in Lehrsaal, Spiellokal oder auch auswärtigen bzw. heimischen „Tee“stuben in der Kastanienallee bzw. Passage. Genauso unvergessen für jeden Zögling bleibt die persönliche Partienachbereitung zwischen Schüler und Meister, bei der schonungslos die schachlichen und charakterlichen Schwächen analysiert wurden. Hier muss der Chronist gestehen, dass die Auswertung einer Gewinn- bzw. Nichtverlustpartie doch deutlich angenehmer im Gedächtnis haften blieb.

In Erinnerungen schwelgend hätte es weitergehen können aber Sven Horn, unfreiwillig mit Mehrfachämtern ausgestattet (hier: Budiker, Tresenkraft, Schiedsrichter und Mädchen für alles) rief zum Wettkampf. Matzel begab sich an das Spitzenbrett seiner Mannschaft und auch wir, mittlerweile vollständig, begaben uns an die Bretter. Die Aufstellung gestaltete sich einfach und unkompliziert. Peter verwies auf seine Mission als fehlender 4. Mann (Brett 4), Norman als Kapitän übernahm das Spitzenbrett im Unterhaus (Brett 3). Ben verwies auf seinen knallharten Weißaufschlag, der schon so manchen Pokalfight für uns entscheiden konnte. Der Chronist übernahm mit Schwarz das Spitzenbrett.

Unser Gegner, der SC Weiße Dame, war ebenfalls nicht in Bestbesetzung angetreten, gleichwohl konnte der ehemalige große Vorsitzende ein Team aus Routiniers an die Bretter bringen. Trotzdem waren wir vor allem im Oberhaus mit deutlichen Wertzahlvorteilen ausgestattet.

Der Kampf entwickelte sich nach den ersten Zügen zunächst verhalten. Peter wandelte sicher auf altbekannten Pfaden und der Chronist versuchte wie immer, die vielfältigen Buchempfehlungen in seinen Gedankenfächern, zu einer einheitlich, strategischen Partieausrichtung zu koordinieren. Die Weißpartien entwickelten sich fast identisch – Caro-Kann Abtauschvariante- in soliden Bahnen. Trotzdem schlug der Blitz in Gestalt von S:d4 bei Ben ein. Der hatte nach wenigen Zügen die Wahl zwischen dem Spiel mit einem glatten Minusbauern und dem temporären (3 Züge) Agieren mit einer Mehrfigur, das in ein Endspiel mit Minusbauern und Minusqualität mündet. Der Matchplan war nun etwas durcheinandergeraten, einzig Ben war gewohnt optimistisch und konnte das entstehende Turmendspiel gemütlich und sicher in den Remishafen steuern auch nach dem (typisch Ben) jede auch im Dezimalbereich (<1) befindliche Gewinnoption! ausgelotet wurde. Vorbildlich! An den anderen Brettern sah es aber gut aus. Norman war im Vorwärtsgang, Peter vertraute trotz Minusbauer auf die Kompensation in Gestalt von Aktivität und Strukturvorteilen und auch der Chronist wähnte sich minimal im Vorteil. Irgendwie verflachte aber die Stellung bzw. das letzte Risiko der Stellungswiederholung auszuweichen wurde gescheut. Allerdings verwalteten wir bei Norman doch deutliche Vorteile und auch Peter konnte seine Bauern zurückgewinnen und hatte ein sehr bequemes Turmendspiel. Letztendlich opferte Norman eine Figur für 4 Bauern und steuerte dann doch den Remishafen an. Schade, aber Peter presste wie in alten Zeiten und gestählt durch die oben beschriebene Schachschule souverän den Siegpunkt aus der Stellung. Bezeichnend für die nicht nur bei Pokalkämpfen sprichwörtliche mannschaftliche Geschlossenheit ist hierbei zu vermerken, dass unabhängig von der schachlichen Praxis und gegenwärtigen Spielstärke (hier DWZ/ ELO) allen Mannschafts- bzw. Vereinsmitgliedern stets in spielerischer Hinsicht und persönlichem Einsatz blind vertraut werden kann. Auf diesem Fundament sollten wir weiterhin unseren Verein (Kirche) bauen. Die nächste Gelegenheit besteht für alle Mitglieder am 25.09.21 (Halbfinale) bzw. vielleicht auch 26.09.21 (Finale).

Detlef
11.09.2021

Aufstieg !

Das Szenario vor der abschließenden Runde war wie folgt:

  1. Wir müssen gewinnen.
  2. Kreuzberg verliert gegen Greifswald.
  3. Das Duell der beiden Führenden muss 4:4 ausgehen.

Gut gelaunt und bei bestem Wetter, erschienen acht mehr oder weniger angriffslustige Gesellen zum finalen Akt der Saison 2019/2020 im Ausweichlokal unserer sympathischen Gastgeber von den SF Berlin-Neukölln.

Nach kurzer Einweisung über die örtlichen NoGo-Areale ging der Kampf dann auch schon los und war wenige Minuten später für die SF Dauth, Neumeier, Bruchmann und Lisek auch schon wieder vorbei. Die Kampfeslust hielt sich aus unterschiedlichen Motivlagen in Grenzen, was anschließend durch ausgiebiges Blitzen und extensives Analysieren kompensiert wurde.

Ein besonderer Dank daher schon mal vorneweg für die verbliebenden Kämpfer/-innen.

Annett spielte eine sehr souveräne Partie die später remis endete. Niki manövrierte sich allerdings in eine horrende Zeitnot, in der die multiplen taktischen Probleme, die ihm von der stets angriffslustig agierenden Martina Skogvall gestellt wurden, leider nicht mehr pariert werden konnten. Somit war es Jörg und Thomas vorbehalten, für uns zumindest in diesem Kampf den Sieg einzufahren. Thomas gelang das sehr solide, bei Jörg war vieles unklar. Positionell gesund aber taktisch anfällig, lautete die Einschätzung während und nach der Partie. Der Gegner ging von einer eigenen Gewinnstellung aus, Jörg auch. Und wie das halt oft so ist, der sympathische Informatiker Felix ging leer aus und der „Manchester-Kapitalist“ setzte sich durch. In der anschließenden Analyse flog Jörg die Stellung aber nur so um die (roten)Ohren. Deswegen finde ich es besonders erstaunlich, dass unser Boss mir etwa eine Woche später ausgeklügelte Computeranalysen über das iphone versandte, die beweisen sollten, dass die Stellung doch nicht verloren war…

Egal 4,5 : 3,5 Sieg!

Als sich die verbliebenen SF auf den Heimweg achten, verblieb das wohlige Gefühl, für eine kurze Zeit Tabellenführer zu sein. Der Sieg der Greifswalder war dort bereits bekannt, vom Spitzenkampf gab es aber gar keine Ergebnisse. Kurze Zeit später glühten dann aber die Drähte als Niki die Breaking News über den Aufstieg vermeldete.

Ein alles in allem spektakulärer Abschluss einer ebensolchen Saison. Mal sehen was die Zukunft bringen wird, aber das Rotationsrad wird sich immer weiter drehen!

Stephan
03.09.2021

Die Erste berichtet: Erfolgreicher Auftakt zum Saisonfinale/ Aufstiegschance gewahrt!

Nach gefühlt hundert Jahren schachlicher Einsamkeit galt es die letzten 2 Kämpfe in der Oberligasaison 2019/2020 zumindest würdevoll und gesichtswahrend zu absolvieren. Der Vorstand, vor allem in Person von Jörg, wollte auf den letzten Metern nichts dem Zufall überlassen und setzte für den 16.07.2021 eines der berühmt/ berüchtigten Spezialtrainings in Karow, auch zum gegenseitigen „Kennenlernen“ nach der langen pandemiebedingten Pause, an. Unter der wie immer perfekten organisatorischen Ägide der Gastgeber Gudula und Jörg war die Wiedersehensfreude groß, die Stimmung ausgelassen und diese konnte auch durch eine kurze Regenzeit nicht eingetrübt werden. Neben den üblichen isotonischen Erfrischungsgetränken wurde natürlich auch ein Schwedentrunk gereicht, der frei nach Grimmelshausen allen Beteiligten gar wohlig schmeckte. Zu fortgeschrittener Stunde hatte neben den üblichen (Dampf)plaudereien über Gott und die Welt jeder Einzelne auch die Gelegenheit seine schachliche Fitness (der Chronist und auch einige andere Teilnehmer hinterließen nämlich auch einen pandemiebedingten nicht 100% austrainierten Eindruck) am einzigen Schachbrett in Einzelmatches unter kritischen Blicken der Kibitze, überprüfen zu lassen. Davor stand aber die Festlegung der Mannschaftsaufstellung und Einstimmung auf die letzten 2 Kämpfe. Ja auch Einstimmung, dem Chronist und Spielleiter des Vereins war bis dato nämlich nicht bewusst, dass durchaus noch eine realistische Chance auf den Aufstieg in die 2. Bundesliga bestand. Aufgrund der ausgedünnten Personaldecke sollte am 14.08.2021 der Chronist und Dominic sowie am 15.08.2021 Dominic, Annett und Jürgen als Ersatz einspringen.

Den ersten Dämpfer bezüglich der Mission Aufstieg gab es gleich beim folgenden, abschließenden Bundesligawochenende der 2. Bundesliga Nord. Helmut’s Recken ( ja der Helmut aus Zehlendorf, dem gemäß vereinseigener Homepage sprichwörtlich unter den Händen alles zu Gold wird) konnten sich schlussendlich im Finale nicht durchsetzen, so dass König Tegel den Aufstieg in die 1. Bundesliga feiern konnte (herzlichen Glückwunsch!) und gleichzeitig den Aufstiegsplatz für die zweite Mannschaft quasi „freimachte“.

Die zweite dunkle Wolke zog in den frühen Morgenstunden am Spieltag auf, als der Chronist schon in Urlaubslaune urplötzlich die Ehefrau in die Notaufnahme chauffieren musste und aufgrund der ungewissen Diagnose früh um 06.00 Uhr fernmündlich beim schon einsatzbereiten! Mannschaftsleiter Jörg absagen musste. Letztendlich ging doch alles gut und so konnte auch der Chronist aufgrund des Schlafdefizites im bergeversetzenden Auswärtskampffeeling befindlich, pünktlich um 11.00 Uhr am Brett sitzen.

Der Gegner Lok Brandenburg, auf den Abstiegsrängen befindlich, musste ebenfalls einige Stammspieler ersetzen. Seit Jahrzehnten quasi mit einem festen Stamm an alten Routiniers spielend, gelang es in frühen Jahren beständig in der DDR-Liga die Kasse zu halten. Trotzdem sollten die doch großen Wertzahlunterschiede gerade im Unterhaus für uns den Ausschlag geben.

Dementsprechend entwickelte sich auch der Kampf.

Ben, mittlerweile mit einem zweiten return gegen 1. e4 ausgestattet, hatte eine typische „Ben“stellung auf dem Brett.

Lars griff seinen Gegner in einem Königsinder sofort positionell an.

Jörg konnte bequem in der Eröffnung ausgleichen und stand gut.

Stephan konnte durch ultrasolide Eröffnungskenntnisse in einer Schottischen Partie seinen Gegner nicht nur auf dem Brett sondern auch auf der Uhr unter Druck setzen.

Gewohnt vorbildlich durch Körpersprache und Dresscode (hier im knallig roten eisernen Siegergewand) sowie kraftvollen Agieren auf dem Brett, der „Papa“, der schnell einen Vorteil herausspielen konnte.

Ecki hatte sich mit seiner ganzen Routine solide eine spielbare Stellung aufgebaut.

Der Chronist konnte ebenfalls mit Schwarz bequem ausgleichen und leichte Vorteile auf den schwarzen Feldern verbuchen.

Dominic griff kompromisslos mit dem Grand-Prix-Angriff an.

Pünktlich mit der Eröffnung des Buffets kam Sand ins Getriebe.

Ben stand gegen den nominell stärksten Gegner urplötzlich schlecht. Bei Lars und Stephan ging es auf einmal nicht richtig weiter und auch Jörg hatte Probleme, eine wie aus dem Nichts sich entwickelnde gegnerische Initiative, zu neutralisieren. Da halfen auch nicht die klaren Vorteile bei Thomas bzw. die guten Perspektivstellungen von Ecki und dem Chronisten, denn Dominic verwaltete urplötzlich einen Minusbauern.

Letztendlich konnte diese kritische Situation aber gewohnt routiniert gemeistert werden. Durch einen Einsteller des Gegners in Zeitnot, brachte uns Ben in Führung. Jörg, der den gegnerischen Druck gewohnt sicher neutralisierte, einigte sich in bequemerer Stellung auf Remis. Auch Dominic konnte nach einer Opferkaskade das Wasser trüben und ebenfalls den Remishafen ansteuern. Gemäß der DWZ-Unterschiede natürlich für ihn aber auch für die Mannschaft unbefriedigend, zumal Stephan aufgrund eines Übersehens überraschend für Freund und Feind seine gut geführte Partie aufgeben musste. Damit hatten aber unsere sympathischen Gegner ihr Pulver auch schon verschossen. Erst konnte der Chronist sein Endspiel relativ sicher gewinnen und dann gelang es auch Ecki seine solide angehäuften Vorteile zum Sieg zu verdichten. Wenig später führte auch Thomas seine Partie konsequent und sicher dem Ende zu. Der Kampf war entschieden, wie Lars seine Partie noch zum Sieg führen konnte, kann der Chronist nicht mehr schildern, da er sich bereits auf dem Heimweg zum Koffer packen begeben hatte.

Fazit: Durch den 6:2 Erfolg blieben unsere Aufstiegschancen noch intakt. Allerdings hatte sich aufgrund der Ergebnissen der unmittelbaren Konkurrenten die Ausgangslage vor der letzten Runde nicht verbessert, sondern sogar verschlechtert. Ob es trotzdem ein Happyend gegeben hat, wird sicherlich von einem Zeitzeugen an dieser Stelle ebenfalls berichtet werden.

Detlef