Es wurde nun tatsächlich schonmal wieder Schach gespielt. Der Meisterschaftsgipfel fand mit einiger Verspätung wieder in Magdeburg statt. Alle Partien wurden live übertragen. Nachdem Brigitte vom Start weg ein hartes Programm hatte, blieb sie gegen alle Topgesetzten ungeschlagen. Zwei Runden vor Schluß lag sie in Führung und hatte ein "leichtes" Restprogramm. Allerdings spielen Frauen das Turnier nicht ohne Grund. Durch eine Niederlage wurde es am Ende "nur" der Vizemeistertitel. Hier mit etwas Verspätung herzliche Gratulation!
Unabhängig davon, ob wir die Mitgliederversammlung durchführen sollen/dürfen, steht uns im Hotel kein Raum mehr zur Verfügung. Sobald ein neuer Termin absehbar ist, wird der Vorstand informieren.
Nachdem die Mongolinnen nicht anreisten, waren wir nur noch 2 Damenmannschaften in der Kategorie 65+. Unsere Chancen auf den Titel waren somit realistisch und hätten nur noch durch einen frühzeitigen Abbruch des Turniers verhindert werden können. Unbeirrt von den äußeren Umständen spielten wir sehr konzentriert und erreichten ein hervorragendes Ergebnis mit 8 von 14 Mannschaftspunkten.
Mit der Startniederlage gegen Israel hatten wir gerechnet und so stärkten wir in der nächsten Runde mit einem klaren Ergebnis von 3,5 zu 0,5 gegen die Deutsche Bahn II unser Selbstvertrauen. In der dritten Runde konnten wir leider unsere Chancen gegen Eppingen nicht nutzen. Wirklich unzufrieden waren wir mit der folgenden Niederlage gegen Finnland. Doch mit einem starken Endspurt von drei (!) Siegen hintereinander gegen die tschechische Mannschaft von CESKY BROD (4:0) und zwei schwedische Mannschaften erreichten wir noch einen ausgezeichneten 18. Platz in der Gesamtwertung bei 51 Mannschaften. Eine Verbesserung um 12 Plätze gegenüber der Startrangliste.
Die letzten beiden Tage waren für mich außergewöhnlich, man kann auch sagen ein Ausnahmezustand. Das Wechselbad der Gefühle kann ein Außenstehender kaum nachvollziehen.
Wir fuhren nach Prag um Weltmeister zu werden. Zwei Wochen vor der Abfahrt mussten wir noch eine erkrankte Spielerin ersetzen und dann der Virus. Wir hofften jeden Tag, dass das Turnier nicht zu zeitig und ohne Ergebnis beendet wird. Die Spielbedingungen waren nicht gut. Das Hotel und das Essen waren mäßig. Dazu hat die internationale Schachorganisation neue Vorgaben für die Durchführung von Weltmeisterschaften erlassen. Spieler, die ihre Partie beendet hatten, mussten den Spielbereich verlassen und galten nur noch als Zuschauer. Nur der Kapitän durfte bleiben. Wenn ich die letzte Spielerin war, saß ich also allein da. Nun ja, wir machten uns nicht verrückt, wir hatten ja ein festes Ziel. Die einzige Konkurrenz war die Frauen-Mannschaft aus Tschechien, die sich allerdings als sehr schwach erwies. Die Mongolinnen hatten sich zwar angemeldet, kamen aber nicht.
Die erste Auswirkung des Virus kam vor der 5. Runde. Es durften in Tschechien nur noch Veranstaltungen mit max. 100 Personen stattfinden. Wir waren bei der Kategorie 65+ im Turniersaal aber über 200. Es war jedoch ein modern ausgestatteter Saal und so wurde mit mobilen Zwischenwänden die Unterteilung des großen Saales in 4 kleinere Bereiche vorgenommen. Auf der einen Seite waren wir über die Fortsetzung des Turniers froh, auf der anderen Seite waren dadurch die Spielbedingungen für eine WM unzumutbar. So habe ich auch Verständnis für die vorzeitige Abreise einiger weniger Mannschaften. Die Luft in den Räumen war entweder zum Ersticken, es gab ja auch keine Fenster, oder wir froren durch die Klimaanlage derart, wie in der letzten Stunde der letzten Runde, dass ich nun wieder mit Halsschmerzen nach Hause fuhr. Dass wir beim Essen im Hotel wieder alle zusammen saßen hat niemanden gestört.
Am Donnerstag überschlugen sich dann die Ereignisse. Wir sind noch ahnungslos zur 7. Runde angetreten, als sich im Spielsaal schon das Gerücht der Beendigung des Turniers breit machte. Der Beginn der Runde wurde wegen einer Information der Turnierleitung verschoben. In jedem einzelnen Turnierraum wurde dann die Neuigkeit einzeln verkündet. Es war ja nicht mehr erlaubt, dass sich alle in einem Raum aufhalten. Wir waren in Raum 4 die Letzten, die nach einer Stunde Wartezeit dann die offizielle Nachricht, die natürlich schon bis zu uns durchgesickert war, zur Beendigung des Turniers nach der 7. Runde erhielten. Es durften nur noch Veranstaltungen mit max. 30 Personen stattfinden und das war nicht mehr machbar. Unsere Gegner aus Schweden wollten unbedingt gegen uns gewinnen und so spielten wir mit der letzten noch vorhandenen Konzentration einen sehr starken Wettkampf und gewannen sogar 2,5 zu 1,5. Wir waren erst spät mit den Partien fertig, gingen noch schnell zum Essen und bereiteten uns dann kurz auf die Siegerehrung, die 22.00 Uhr stattfinden sollte, vor. Zu dem Zeitpunkt dachten wir noch, dass wir die beiden nun spielfreien Tage zur Besichtigung von Prag nutzen könnten. Doch die von den Familien und Freunden kommenden Nachrichten überschlugen sich. Die einen tauschten noch am späten Abend die Zugtickets von Sonntag auf Freitag kostenfrei am Bahnhof. Die anderen versorgten sich mit neuen Onlinetickets. Wir hatten erst nach der Siegerehrung Zeit zum Überlegen und zum Entscheiden.
Die Siegerehrung allerdings verschob sich auch nach hinten. Durch den verspäteten Rundenbeginn zog sich eine, für die Turnierreihenfolge wichtige Partie mit einem Endspiel Turm gegen Läufer und Turm, noch lange hin. Die Siegerehrung fand auch nur unter Anwesenheit der Preisträger statt. Mehr durften wegen der 100-Personen-Regelung nicht in den Raum. Dennoch gelang es den Organisatoren eine einigermaßen würdige Siegerehrung durchzuführen.
Da es nun schon nach Mitternacht war, hatten wir keine Zeit zum Feiern unseres Weltmeistertitels. Wir holten die neusten Informationen ein. Die Tatsache, dass der Zugverkehr zwischen Deutschland und Tschechien am Freitag um Mitternacht eingestellt werden sollte, ließ uns schnell die Koffer packen und wir saßen um 8.26 Uhr im Zug nach Deutschland. Der Zug war zu unserer Überraschung sehr leer und pünktlich. Auch wurden unsere Superspartickets für den Sonntag anerkannt. Auf der U-Bahnfahrt am frühen Morgen zum Bahnhof hörten wir noch eine Ansage, dass auch die U-Bahn um 24 Uhr schließen wird.
Den Titelgewinn konnten wir noch gar nicht richtig genießen.
2. Frauenbundesliga
Zur letzten Wettkampfrunde dieser Saison reisten wir nach Markkleeberg, um dort gegen die beiden Leipziger Mannschaften anzutreten. Am Samstag hieß unser Gegner SG Leipzig, die wiederholt nicht in voller Stärke antraten. Conny an Brett 3 erwischte mit Weiß die falsche Eröffnung und gleich in der Eröffnung eine bedenkliche Stellung. Da war sie glücklich, als die Gegnerin bereits zeitig Remis anbot und sie dieses annahm. Da ich etwas Zeit mit dem Einchecken im doch etwas weiter entfernten Hotel verlor, konnte ich Sylvies Gewinnpartie nicht verfolgen, freute mich aber nach meiner Rückkehr über den vollen Punkt! Sibylle an Brett 5 einigte sich in ausgeglichener Stellung nach 3 Stunden auf ein Remis. Iris an Brett 4 stand in der Partie zunächst schlechter, gewann dann eine Qualität gegen 2 Bauern bei jedoch weiter unklarer Stellung und Zeitnotphase. Zu diesem Zeitpunkt stand Annett an Brett 1 bereits auf Gewinn, so dass Iris das Remisangebot annehmen konnte. Nun hieß es für uns warten, denn unsere beiden ersten Bretter kämpften noch lange… Brigitte an Brett 2 stand mehrmals knapp vor dem Parteiverlust, konnte aber letztlich die Partie mit einem Minusbauern zum Dauerschach abwickeln. Annett hatte schnell eine Qualität mehr und brachte ihre Partie schließlich nach 5 Stunden Spielzeit zum verdienten Gewinn. Über unseren 4:2 Sieg freuten wir uns sehr, das schlug sich in der Abendstimmung im Hotel nieder. Bei ausgezeichnetem Essen und süffigem Kellerbier wurde es etwas später, die Lichter wurden dann diskret vom Personal gelöscht.
Am Sonntag traten wir gegen die in dieser Saison stark spielende SC Leipzig-Lindenau an. Genau wie wir spielten sie mit der Aufstellung Brett 2 bis 7 und es sah lange nicht nach einem Sieg aus! Zunächst konnte unsere starke Sylvia wieder an Brett 6 einen vollen Punkt einfahren, sie klemmte die gegnerische Dame ein, sofortige Aufgabe! Nach einem kleinen Spaziergang sah es dann auf den Brettern ziemlich durchwachsen aus! Brigitte hatte Remis gespielt. Sibylle und Conny standen nicht gut, Iris etwas besser und Annett hatte irgendwie eine Qualität eingebüßt. Zum Glück stellte Iris`Gegnerin einen Bauern ein und nun lief die Partie wie von selbst! Punkt für Iris. Sibylle kam zum ungefährdeten Remis. Bei Conny war es spannend bis zuletzt. Zeitweise 2 Bauern weniger, aber dafür mit dem Turm auf der 2. Reihe, konnte sie die Partie mittels Springeropfer zum Remis abwickeln. Nun hatten wir bereits 3,5 Punkte. Annett kämpfte noch, verlor aber letztendlich die Partie.
Wir schließen unsere diesjährige Saison auf dem ungefährdeten 2. Platz ab, worüber wir sehr zufrieden sind. Ein sehr großes Dankeschön alle meine Schachdamen, die super gekämpft haben und dank vorherigem Einsatzplan (sehr empfehlenswert) immer bereitstanden.
Mit dem Ziel unsere Siegesserie auf drei Wettkämpfe auszubauen, empfingen wir am Sonntag die Erste von Mattnetz.
Dieses mal noch ohne Bernd, aber ein Comeback steht kurz vor der entscheidenen Phase bevor.
Nach drei Stunden hatten wir zwei Weißpartien remisiert (Peter und Nici). Die anderen Partien waren unklar und man wußte nicht, wozu es gut war.
Jürgen und Martin gewannen recht bald und wir führten 3:1. Leider waren alle anderen Partien Ruinen.
Norman stand unter Dauerbelagerung, Jan hatte Material weniger, Christian einen Bauern ohne Kompensation und Detlef stand gedrückt.
Mit etwas Glück würden wir ein 4:4 schaffen. Vielleicht.
In der Zeitnotphase an Brett 1 konnte Detlef das Ruder rumwerfen und zwei Bauern gewinnen. Das Damen-Läuferendspiel war nicht trivial, aber Detlef hatte gute Chancen. Norman musste sich dem Dauerdruck ergeben. 3:2
Detlef gewann mit hervorragender Technik und sicherte uns das 4:2.
Jan hatte Läufer und zwei Randbauern, sein Gegner hatte noch Läufer (andere Farbe) und Springer sowie den h-Bauern. Jan war optimistisch, dass es nur Remis ist, sein Gegner hatte Ideen und testet diese.
Währenddessen hatte Christian seine letzte Figur gegen zwei Bauern geopfert und es begannen jetzt 50 Züge Turm-Läufer gegen Turm.
Theoretisch wohl zwei Remisen, aber an einem Sonntag nach 14 Uhr ist immer noch viel möglich und beide Partien waren auch nicht trivial zu halten.
Jans Gegner hatte die richtige Idee und konnte gewinnen. 4:3
Jetzt kämpfte nur noch Christian. Undankbar sich mit einem Turm zu verteidigen, zu wissen, dass es theoretisch Remis ist und daran hängt ein Mannschaftspunkt!
Nach einer gefühlten Ewigkeit und 50 Zügen war es dann endlich soweit. Remis und damit 4,5:3,5 Mannschaftssieg.
Wir sind wieder am Leben und haben jetzt zwei Endspiele gegen König Tegel und die Weiße Dame!
...bitte an die Bezahlung des Mitgliedsbeitrags denken!
Am 9.2. hatten wir Heimspiel gegen Weiße Dame, und als der Berichterstatter nach ca. 2,5 h eintraf, stellte er erfreut fest, dass alle Partien noch liefen. Es ist halt meist praktisch, wenn man als leichter Favorit nicht gleich viele Partien remis gibt. Beim Blick auf die Bretter allerdings erschien von 3:5 bis 5:3 alles realistisch.
Ben verwaltete ein komplexes Endspiel, aber er hatte kompakte Bauern und einen Läufer. Wie schnell er daraus einen vollen Punkt zauberte, flößte den Betrachtern Respekt ein.
Mini und Stephan standen mit Schwarz deutlich gedrückt, aber ihnen gelang es mit umfangreichen Abtauschaktionen letztlich relativ ungefährdet halbe Punkte beizusteuern. Die in der 2. Bundesliga gewonnene Verteidigungshärte und der Respekt der Gegner halfen.
Clemens ist eine hochkomplexe Eröffnung irgendwann entglitten und als sein Gegner das Manöver h4, Th3 nebst Te3 fand, musste er seinem Gegner bald zu einer starken Partie gratulieren.
Einen tollen Kampfsieg konnte Lars feiern, der mit deutlich weniger Zeit auf der Uhr in schwieriger Stellung remis ablehnte. Lars baute Druck auf und irgendwann entglitt seinem Gegner seine spielbare Position.
Ecki blendete in gefährdeter Stellung das Motiv f3 aus und nach Tf1 ging sofort nichts mehr. Nach 2,5 aus 3 letztendlich zu verschmerzen.
Es stand 3:3, und Thomas spielte mit der durchschlagenden Power eines Familienvaters, der die Seinen durch die Nacht autokutschiert hatte. Jörg hingegen hatte zwar strategisch eindrucksvoll den gegnerischen Springer auf a5 dauergeparkt, nur um ihn dann taktisch hochwertig auf b3 in seine Stellung hineinhüpfen zu lassen.
Kurzzeitig erschienen alle drei Mannschaftsergebnisse möglich. Thomas erhob sich von seiner seit geraumer Zeit remistriefenden Stellung, um bei Jörgs hochtaktischem Endspiel zu erschauern. Würde der Gegner Jörgs auf h1 mattgefährdetem König sofort krass ans Leder gehen oder sich lieber in seinen beiden verbundenen Freibauern sonnen? Netterweise entschied sich Jörgs Gegner für seine beiden "sunny farmers" nur um einige Züge später festzustellen, dass ein König auf d3 im Quadrat Freibauern auch tatsächlich aufhalten kann.
Thomi beendete seine Partie mit dem gerechten Ergebnis und einige Minuten später begann Jörgs Turm im gegnerischen Lager sichtbar zu wüten.
Insgesamt ein etwas glücklicher 4,5:3,5-Arbeitssieg, nach dem wir Rotationer weiterhin von Dingen träumen können, von denen Schachspieler in irgendeiner Liga halt so träumen.
2. Frauenbundesliga
Der Einzelkampf gegen unseren Reisepartner Dresden fand zu Hause wie immer bei besten Bedingungen statt. Leider konnten die Dresdnerinnen auch diesmal die Mannschaft nicht voll bekommen und traten nur zu fünft an. So konnte Brigitte an Brett 2 pausieren und einen Punkt einheimsen. Conny setzte diesmal planmäßig aus, war aber zum Berlinbesuch da und drückte die Daumen. Nach 2 Stunden (der Spaziergang der Kiebitze um den Weißen See war beendet) sah es an den Brettern noch unklar aus, ein hoher Sieg deutete sich nicht an. Annett stand unter Druck, Iris in geschlossener Stellung und die anderen so lala. Dann jedoch opferte Sibylle an Brett 4 eine Qualität und trieb damit den gegnerischen König in die Brettmitte. Letztlich gab es mehrere Optionen, die Partie nach Hause zu bringen, welche Sibylle zum Sieg nutzte! Sylvia mit Schwarz an Brett 5 gewann bereits im 4. Zug den Bauern f2, geriet damit zunächst in Entwicklungsnachteil. Aber auch ihr gelang es nach dem Damentausch, den gegnerischen König in eine Mattfalle in der Brettmitte zu treiben, Sieg! Kiko an Brett 6 spielte wiederholt in dieser Saison eine positionell sehr gute Partei, verstärkte den Druck immer mehr und wurde letztendlich ebenfalls mit einem Sieg durch Zeitüberschreitung der Gegnerin belohnt. Annett am 1. Brett stand zunächst solide, übersah dann aber einen Bauernverlust und musste kämpfen! Das tat sie, arbeitete sich aus einer schlechten Stellung wieder heraus und erreichte letztlich ein Remis. Iris am 3. Brett hatte mal wieder eine geschlossene Stellung mit leichtem Vorteil. Diesmal sollte unbedingt ein Gewinn her und so kämpfte sie, spielte zunächst konsequent auf einen Einzelbauern. Nach dem Bauerngewinn zog sie durch und wurde nach 5 Stunden mit dem verdienten Sieg belohnt.
Damit war ein hoher Sieg perfekt: 5,5 : 0,5. Wir befinden uns weiter auf Platz 2, die nächste (und letzte) Doppelrunde findet für uns am 14./15. Februar in Leipzig statt.
Nach dem zweiten Platz der Vorsaison war es nicht nur in Sachen Berichterstattung, sondern auch schachlich ruhig geworden um die Zweite: Null Mannschafts- und nur 11 Brettpunkte aus den ersten vier Runden der aktuellen Landesligasaison bedeuteten den letzten Platz Ende 2019. Zum einen ging es gegen starke Gegnerschaft, zum anderen fehlte hier und da der Durchblick am Brett; hinzu kamen große Personalsorgen zum Saisonauftakt. So ging es im neuen Jahr in Runde 5 gegen die Chemiker aus Weißensee - mit einem Mannschaftspunkt nur unwesentlich besser gestartet - schon um "Alles oder Nichts"! Da am 11./12. Januar neben der BMM ebenfalls die Zwischenrunde der Deutschen Pokal-Mannschaftsmeisterschaft angesetzt war, für die sich sowohl Chemie (als Dritter) als auch wir (Pokalsieger!) qualifiziert hatten, kam uns der Vorschlag einer Spielverlegung nicht ungelegen. Denn so konnten wir für unsere Pokaltruppe auf die bewährten Kräfte der Zweiten vertrauen und somit die Erste schonen - was diese eine Woche später mit einem Auswärtserfolg in Tegel umgehend zurückzahlte! Dass wir im Pokal bereits am Samstag nach Berliner Wertung gegen Ilmenau ausschieden, fällt dabei kaum ins Gewicht: Gilt es doch heutzutage, die Kräfte in den wirklich wichtigen Wettbewerben zu bündeln; unser Welttrainer in England macht es ja vor...
So einigte man sich alsbald auf den 18. Januar (Samstag!) als Ausweichtermin, Beginn um 10 Uhr, was nicht allen Traditionalisten zusagte. Dafür konnten vor Ort sowohl der Landesspielleiter als auch der BMM-Turnierleiter begrüßt werden, denn obwohl wir formal Gastgeber waren, wurde auf Angebot von Weißensee in deren Räumlichkeiten in der Hansastraße gespielt. Diese waren nach einer gründlichen Sanierung (Oder war es doch ein Neubau?) kaum wiederzuerkennen. Da Mannschaftsleiter Dominic an der häuslichen Front gebunden war, hatte sich schon frühzeitig Brigitte bereit erklärt, die Zweite zu verstärken. Unser Gegner trat in der Stammformation an, so dass ein Wettkampf auf Augenhöhe zu erwarten war.
Die erste Überraschung gab es an Brett zwei: Ob Jürgens Gegner die Spielverlegung vergessen hatte oder etwas dazwischen kam, ist nicht überliefert, aber den kampflosen Punkt und die frühzeitige Führung nahmen wir gern in Kauf. Ich konnte mit einer kleinen Kombination bereits in der Eröffnung einen Bauern bei guter Stellung und letztendlich auch ohne große Komplikationen die Partie gewinnen. Norman nahm sich bereits in der Eröffnung wieder mal eine Menge Zeit und verlor dann in komplizierter Lage erst die Übersicht und anschließend eine Qualität. Und auch wenn die gegnerische Gewinnführung nicht immer souverän wirkte und einige Zeit beanspruchte, so war auch hier der Ausgang der Partie schnell klar. Brigitte und Peter hatten aus der Eröffnung heraus vielversprechende Stellungen erreicht, jedoch ging es nicht so recht weiter bzw. kam Sand ins Getriebe. Brigitte konnte sich schließlich in einem Damenendspiel behaupten - ob sogar noch mehr drin war, konnte wohl auch die lange Analyse mit ihrem Gegner nicht abschließend klären. Peter verpasste, die Stellung zu vereinfachen, um somit seine strukturellen Vorteile auszuspielen, und wurde letztendlich vom gegnerischen Springer schwindlig gespielt. Somit stand es (virtuell) 2,5:2,5 - der Wettkampf sollte sich an den vorderen Brettern entscheiden.
Am Spitzenbrett spielte Detlef gewohnt solide; sein Remisangebot wurde jedoch abgelehnt. So erarbeite er sich in einem Schwerfigurenendspiel leichte Vorteile und die Initiative und lehnte aufgrund der Wettkampfsituation alsbald seinerseits das Remis ab - ich kann mich nicht erinnern, wann ich dies zuletzt gesehen habe! Die letzte Konsequenz wurde aber gescheut und am Ende doch das Remis unterschrieben, da sich die Situation an den weiteren Brettern aufhellte. Denn Jan, beflügelt von einem trickreichen Remis in Zehlendorf, spielte eine starke Partie und setzte seinen Gegner in ungewöhnlichen Strukturen immer unter Druck. Dass er die gewinnbringende Abwicklung erst spät sah, machte ihm zwar nach der Partie arg zu schaffen, aber da es seinem Gegner wohl ähnlich ging, konnte er seinen ersten Saisonsieg feiern. Die letzte Partie des Wettkampfes hatte Christian zu bestreiten; dabei ist es bekanntlich nicht immer hilfreich, wenn ein "Remis reicht". Nach solider Eröffnung konnte er seine Stellung Stück für Stück verstärken und als sich nach langem Lavieren und in beiderseitiger Zeitnot die Stellung endlich öffnete, wähnte ich Christian schon auf der Siegerstraße. Aber ganz so einfach war es dann doch nicht und mit Blick auf den Wettkampf wählte Christian die soliden Pfade, die in einem Turmendspiel mit je zwei Bauern und somit im Remis mündeten. Ein verdientes 4,5:3,5 - unser erster Saisonsieg, mit dem wir nicht nur Chemie Weißensee überholten, sondern uns auch mit einem halben Brettpunkt an unserem nächsten Gegner Zugzwang vorbeizwängten.
Eine Woche später kam es dann zu gewohnter BMM-Zeit im Quartierspavillon zum nächsten Kellerduell. Da der Mannschaftsleiter immer noch verhindert war, kam dieses Mal Sylvia zum Einsatz. An dieser Stelle vielen Dank an unsere Frauen, die einen großen Anteil daran tragen, dass trotz dünner Personaldecke in dieser Saison immer alle Bretter besetzt werden konnten! Dies kann unseren Gegnern nicht nachgesagt werden, denn innerhalb einer Woche kam Jürgen zu seinem zweiten kampflosen Punkt - sein Ruf eilt ihm voraus! Nicht nur wegen dieser frühzeitigen Führung, sondern auch aufgrund nomineller Vorteile vor allem im Unterhaus konnten wir optimistisch in den Wettkampf gehen.
So ging Peter gegen seine junge Gegnerin forsch zu Werke und opferte erst einen Bauern und später sogar einen Turm. Das sicherte ihm letztlich ein Remis durch Zugwiederholung - möglicherweise war mit der Vorbereitung des Turmopfers und unter Einbeziehung der letzten Figur mehr drin!? Remis auch bei Sylvia in einer unaufgeregten Partie, in der beide auf Sicherheit bedacht waren. Das konnte man von Norman und seinem Gegner nicht sagen: Eine wilde Kampfpartie, die beide Seiten kreativ führten, und in der ich bis zum Schluss nicht darauf hätte wetten wollen, wer besser steht. Am Ende setzte Norman matt!
Einen weiteren vollen Punkt konnte ich beisteuern, nachdem ich allen Angriffsversuchen meines südamerikanischen Gegners (übervorsichtig) aus dem Weg gegangen war und im technischen Teil der Partie langsam die Oberhand gewann. Somit stand es 4:1 und es fiel Jan leicht(er), sich auf Remis zu einigen. Schade eigentlich, denn er hatte mit Schwarz eine Partie auf ein Tor gespielt, doch der Gegner hielt die Stellung immer wieder zusammen. Da Christian seine schon lange Zeit gut stehende Partie souverän gewann und der gegnerischen Mattdrohung zuvor kam, war der Mannschaftssieg bereits unter Dach und Fach und der Ausgang der Partie am Spitzenbrett bedeutungslos. Gut so, denn hier hatte Detlef in etwas schlechterer Stellung zwar den Laden lange zusammen gehalten, aber dann doch eine Drohung übersehen: Der gegnerische Springer konnte aufgrund einer Fesselung auf der c-Linie über b5 nach c3 einsteigen, was praktisch gleichbedeutend mit dem Verlust der Partie war.
Unter dem Strich ein verdienter 5,5:2,5 Erfolg, der uns in der Tabelle auf Rang sieben klettern lässt. Bei nur einem Punkt Vorsprung auf die Abstiegsränge ist der Klassenerhalt aber noch in weiter Ferne, zumal wohl wieder eine neue Episode aus der alljährlich beliebten Serie "Wie viele Landesligaabsteiger gibt es?" aufgeführt wird. Drei Runden verbleiben noch, aus denen wir aufgrund unserer schlechten Brettpunkte wahrscheinlich mindestens drei Mannschaftspunkte benötigen. Weiter geht es am 16. Februar gegen Mattnetz, die nach starkem Saisonbeginn mit drei Siegen nach zuletzt drei Niederlagen sogar in Reichweite liegen. Falls wir unser Motto für 2020 beibehalten, sieht es gut aus: "The trend is our friend!"
Nach dem sehr holprigen Saisonstart mit dem 4:4 gegen Greifswald und dem 3,5:4,5 gegen Kreuzberg gelangen uns zwei mehr oder weniger souveräne Siege gegen Graal-Müritz und Zitadelle Spandau, die wieder Anlass zu (Aufstiegs-) Hoffnungen gaben. Unter diesen Voraussetzungen galt es, in der 5. Runde gegen den Co-Tabellenführer Tegel II zu bestehen. In der Saison des Aufstiegs in die 2. Bundesliga (17/18) erwies sich diese Mannschaft als extrem harter Gegner, der uns in einem Heimkampf damals hoch schlug. Am 19.01. reisten wir also gewarnt in die Heimstätte des Gegners nach Alt Tegel. Pünktlich um 11 Uhr wurde angepfiffen, allerdings blieben zunächst 2 Bretter frei (Stephan auf unserer Seite und Alina Rath auf der anderen Seite). Grund hierfür waren die Sicherheitsmaßnahmen um die an diesem Tag stattfindende Libyen-Konferenz, die naturgemäß zu großen Verkehrsbeeinträchtigungen um den Flughafen Tegel führte. Es schafften aber alle noch rechtzeitig an die Platte (Stephan 11:15 Uhr, Alina Rath 11:25 Uhr). Die Paarungen lauteten wie folgt:
Wir waren nicht nur mit Titeln favorisiert, sondern auch von den Elozahlen, insbesondere an den Brettern 4, 5 und 7. Bevor meine Gegnerin das Spiellokal erreichte, war auch schon die erste Partie beendet, friedlich an Brett 3.
Nach etwa anderthalb Stunden standen viele spannende Stellungen auf den Brettern. Clemens kam mit leichtem Vorteil aus der Eröffnung und lehnte ein frühes Remisangebot ab. Bei Ben entstand eine recht geschlossene Stellung mit frühem Damen- und Leichtfigurentausch, bei dem Ben die geschwächte gegnerische Bauernstellung befragen konnte, von seinem Gegner aber mit beiden Türmen auf der einzig offenen g-Linie belästigt wurde. Jörg kam gut aus dem Damengambit heraus und seinem Gegner schienen im Mittelspiel die Ideen auszugehen, zumindest konnte Jörg seine Stellung sukzessive verbessern. Stephan erreichte ebenfalls schnell ein Doppelturm + 1 Springer – Endspiel, bei dem er deutlichen Raumvorteil besaß und der Gegner alle Hände voll zu tun hatte, um ein Eindringen in die Stellung zu vermeiden. Am kritischsten sah es bei Thomi aus. In einer halboffenen Stellung hatte sein Gegner zwar ein paar Bauernschwächen, aber eben auch das Läuferpaar gegen Thomis Springerpaar, das allerdings die gegnerische Dame am Königsflügel gut belästigen konnte. Nach ihrer verspäteten Ankunft zog meine Gegnerin wie die Feuerwehr, so dass sie in dem entstandenen Tarrasch-System bald auch Vorteile auf der Uhr hatte. Allerdings musste sie früh ihren schwarzfeldrigen Läufer gegen meinen Springer tauschen, was mir einiges an Raumvorteil versprach. Bei Ecki war die Stellung geschlossen und bei ihm auch sehr kompakt, während der Gegner versuchte, im Zentrum aktiv zu werden.
Im weiteren Verlauf entstand bei Ben eine recht kuriose Stellung, in der beide Parteien nicht weiter aktiv werden konnten, da dies Materialverluste nach sie gezogen hätte, so dass man sich auf Remis einigte. Meine Gegnerin übersah in gedrängter Stellung den Verlust eines Bauern, welcher mehr oder weniger zentrales Element ihrer Stellung war. Der Rest spielte sich wie von allein, so dass wir nach 3 Stunden mit 2:1 in Führung gingen. Clemens konnte seinem Gegner fortwährend Probleme stellen, die dieser irgendwann nicht mehr lösen konnte, was die Führung auf 3:1 erhöhte. Jörg konnte langsam aber sicher seine kompakte Stellung in eine Angriffsstellung umwandeln, was der Gegner nicht mehr parieren konnte. Zur Zeitkontrolle stand es somit 4:1 mit einer mittlerweile klar besseren Stellung für Ecki, einer nach wie vor sehr komfortablen Stellung für Stephan und einer etwas schlechteren bei Thomi.
Ecki konnte seinem Gegner im Turmendspiel einen Bauern nach dem anderen abnehmen und gewann somit souverän. Thomi konnte nach einem Generalabtausch, nach dem neben den Bauern nur noch sein Springer und ein gegnerischer Läufer auf dem Brett standen, ein Einverleiben seiner Bauern durch den Läufer erfolgreich verhindern, so dass auch hier ein Remis zu Buche stand. Für den Endstand musste somit Stephan sorgen, der (vielleicht angesichts seines Zu-Spät-Kommens gerechterweise?!) nachsitzen musste. Der Vorteil verdichtete sich aber zusehends, was sich auch in gewonnenem Material wiederspiegelte. Das schlussendliche 6,5:1,5 ist natürlich als sehr starke Vorstellung zu werten, war auch in der Höhe hochverdient. Da Kreuzberg im Parallelspiel gegen Weiße Dame nicht über ein 4:4 hinauskam, haben wir den Aufstieg nun wieder in eigenen Händen. Allerdings wartet auf uns noch ein sehr schweres Restprogramm. Dieses startet am 9. Februar gegen Weiße Dame in unserer Heimstätte. Wenn wir das Momentum mitnehmen, können wir sehr optimistisch in die Restsaison blicken, aber wie heißt es so schön: „Der nächste Gegner ist immer der Schwerste“.