Die Partie

Ich benutze jetzt hier wegen der einfacheren Handhabung auch eine Schriftart, die ich extra für Schachbretter zusammengestellt habe. Um sie zu installieren, mal hier klicken! Es geht auch ohne, aber sieht dann nicht ganz so toll aus.

vorhergehende
Ich habe schon wieder einen c3-Sizilianer gegen einen Großmeister gewonnen. Es war die neunte Runde beim 20. Wiener Open. Zumindest das Endspiel ist hochspannend. 1. e4 c5 2. c3 Sf6 3. e5 Sd5 4. d4 cd 5. Dxd4 e6 Wir steuern auf eine Variante zu, die mir in der zweiten Runde bereits Ärger brachte und die ich auch danach noch nicht angeschaut hatte. Ich überlegte nun, mit Ld3 abzuweichen, sah den L aber als zu gefährdet an. Also Sf3 nebst De4, nur war die Hand schneller als das Großhirn. 6. De4?! d6 7. Sf3 Sd7 8. Sbd2 de 9. Sxe5 a6
ABCDEFGH
8tldklt
7bsbbb
6bb
5sS
4D
3B
2BBSBBB
1TLKLT
ABCDEFGH
Normalerweise steht der Springer auf c6, wo man ihn jetzt gut schlagen könnte. Der letzte schwarze Zug ermöglicht unangenehm Sc5 und Sdf6. 10. Sxd7 Lxd7 11. Sf3 Lc6 (droht 12. Se5 Sxc3! 13. Sxc6 Dd1#) 12. Dd4 Sf6 13. Dxd8 Txd8 14. Le2 Lc5 15. 0-0 Ke7
ABCDEFGH
8tt
7bkbbb
6blbs
5l
4
3BS
2BBLBBB
1TLTK
ABCDEFGH
Durch meine unsinnigen Damenzüge hat Schwarz die offene Linie und etwas Entwicklungsvorsprung. Ich würde gern mit den Bauern am Damenflügel loslaufen, aber die weißen Figuren sind einfach zu unkoordiniert. Immerhin decken sie noch alle wichtigen Felder. 16. Se5 Ld5 17. Lf3 h6 18. c4 Lxf3 19. Sxf3 Se4 Le3 ist immer eine Option, wenn der König es zur Deckung nach e2 schafft. Nach Meinung mancher Experten ist die entstehende Struktur optimal, um die schwarzen Königsflügelbauern abzufangen. Am Königsflügel kann Weiß sich immer einen Freibauern bilden, wenn er seine anderen Probleme erstmal geklärt hat. Deswegen machte ich mir keine allzu großen Sorgen und spielte weiterhin recht schnell. Es gibt hier auch keine Alternative zum Textzug. 20. Le3 Lxe3 21. fe Sd2 22. Sxd2 Txd2 23. Tf2 Thd8 24. Te1 (nicht 24. T1f1 f5 25. Txd2 Txd2 26. Tf2 Td1+! 27. Tf1 Td3 28. Te1 Td2)
ABCDEFGH
8t
7bkbb
6bbb
5
4B
3B
2BBtTBB
1TK
ABCDEFGH
e5 25. Kf1 Ke6 26. Txd2 Txd2 27. Te2 Td1+ (schauen kann man ja mal) 28. Te1 Td2 Das Bauernendspiel mit dem König auf e4 sieht schön aus, aber ich kann in Ruhe den Bauerndurchbruch am Damenflügel vorbereiten und losstürmen, sobald sich Schwarz auf der anderen Seite kompromittiert hat. Weiß muß sehr genau schauen, zu welchem Zeitpunkt ein Bauernzug auf h oder g entscheidet, aber ich hatte da ein gutes Gefühl. 29. Te2 Td3! 30. Kf2 f5 (verhindert e4) 31. Tc2 e4 Meine erste Idee für Schwarz war nun Ke6-d6-c5, aber selbst Kxc4 aktiviert nur meinen Turm, der sich sonst den Weg über die f-Linie bahnt. g5 nebst f4 führt vielleicht zur Partie. Schwarz versucht es weiter mit der Brechstange. 32. Ke2 g5 33. Td2 Txd2 34. Kxd2
ABCDEFGH
8
7b
6bkb
5bb
4Bb
3B
2BBKBB
1
ABCDEFGH
Für meine Begriffe die kritische Stellung. Ich glaube, bei Dworetski habe ich gelesen, daß jeder gute Spieler Bauernendspiele komplett berechnen können sollte (also ggf. bis zur Dame). Ich habe das entscheidende Abspiel gesehen, aber fälschlicherweise als gewonnen für mich eingeschätzt - mein Gegner hat es auch nicht gespielt. Ich ging noch davon aus, daß mir am Königsflügel nichts passieren könnte und ich am Damenflügel schnell für klare Verhältnisse sorgen müßte, in der Art, daß der König dort nicht gebraucht würde. Der beste Versuch, dies zu verhindern, scheitert auch tatsächlich: 34. .. a5 35. b3 (35. a3? a4) Kd6 36. a3 Kc5 37. Kc3 f4 38. b4+ nebst Kd2 Diese Einschätzung war wohl richtig, aber nur knapp, wie nach 34. .. f4 35. ef!? gf 36. g3 fg! 37. hg a5! 38. b3 Kf5 39. a3 Kg4 40. Ke3 Kxg3 41. b5 ab 42. ab h5 43. b5 h4 44. c5 h3 45. c6 bc 46. b6! h2 47. b7 h1D 48. b8D+= zeigt. Rechnen lohnt also möglichst früh. 35. b4! b6? 36. Ke2? (verhindert zumindest sofortiges Remis durch f3) Ke5!! 37. Kf2 a5 38. a3 a4 39. Ke2
ABCDEFGH
8
7
6bb
5kb
4bBBbb
3BB
2KBB
1
ABCDEFGH
Ich wähnte Schwarz bereits im Zugzwang und dachte damit, der König müsse sein Optimalfeld gleich wieder verlassen, womit 36. Ke2 kein Fehler gewesen wäre. Mir war auch nicht bewußt, daß die Partie damit bereits gewonnen wäre und also auch vorher war. Mein König steht halt auf e/f2 besser als auf d2, und die einzige schwarze Möglichkeit hatte ich falsch berechnet: 39. .. h5!! 40. h4 gh 41. ef+ Kxf4 42. b5 Ke5 43. Ke3 gibt zwar Weiß die Opposition, aber nach 43. .. h3!! 44. gh h4 wendet sich das Blatt. Ich war noch zu sehr mit Remis zufrieden. 39. .. Kf5? Andererseits hatte ich noch deutlich über eine Stunde Restbedenkzeit. Bevor ich also den letzten Trick in einer Remisvariante: 40. g4+!? fg(e.p.)!! 41. hg h5?! 42. g4+!! probierte, beschloß ich, das Endspiel endlich auszurechnen. Nach etwa 40 Minuten hatte ich Klarheit. Der schwarze Wall konnte und mußte durchbrochen werden. 40. ef!! gf 41. g3! f3+ 42. Ke3 h5 43. h3 Kf6 44. c5 bc 45. bc Kf5 46. c6 Ke6 47. g4 1:0